Kochbücher sind für mich was ganz Persönliches. Ich liebe Kochbücher! Abends vorm Schlafen gehen lese ich sie wie Romane. Sie erzählen mit ihrem Design, ihren Fotos, ihrer Aufmachung so viel über den Autor, die Rezepte und seine Geschichte. Andererseits gibt’s auch wirklich viele Bücher die im Endeffekt alle ein und das selbe Buch sind. Überall die gleichen Fotos, Rezepte, Gestaltung – einfach ohne Seele! Sowas macht keinen Spaß. In diesem Beitrag will ich mich aber den guten Beispielen widmen. Davon gibt’s nämlich auch genug.

In den nächsten paar Zeilen darf ich euch meine momentanen Lieblings-Kochbücher in ungeordneter Reihenfolge vorstellen. Einige davon sind auf Englisch. Es gibt fast alle auch auf Deutsch, jedoch sind sie dann meistens erheblich teurer und der ursprüngliche Stil geht durch die Übersetzung etwas verloren. Aber bevor ihr Gefahr lauft euch keines der Bücher zu Gemüte zu führen, lest sie auf deutsch – In jeder Sprache eine absolute Leseempfehlung. Und wie ihr sehen werdet, hat jedes der Bücher seine eigene Geschichte und seinen eigenen Stil – besser als jeder Roman.

Chelsea Market Cookbook: 100 recipes from New York’s Premier Indoor Food Hall

Jeder der schon mal in New York war, sollte den Chelsea Market besucht haben. Was, hast du nicht? Na dann hast du aber was verpasst. Macht aber nix, da es davon ein tolles Kochbuch gibt das dich mit auf die Reise nach NYC nimmt. Aber der Reihe nach. Für alle, die es nicht wissen: Der Chelsea Market ist ein riesiger Indoor-Markt mit dem Schwerpunkt Essen und Genießen. Der Markt befindet sich unweit des Highline Park im Meatpacking District und ist auf jeden Fall eine eigene Sehenswürdigkeit für sich. Aber hier soll es ja nicht um den Chelsea Market gehen, sondern um das gleichnamige Kochbuch.

Das Chelsea Market Cookbook umfasst 100 Rezepte von vielen der dort ansässigen Lokalen und Geschäften wie Sarabeth’s Bakery, Buddakan, Amy’s Bread, The Tippler oder Ruthy’s, um nur einige zu nennen. Aber jetzt zu den wirklich wichtigen Sachen – den Rezepten. Da die Rezepte von den ortsansässigen Restaurants und Shops entwickelt wurden findet sich im Buch ein wunderbarer Mix unterschiedlicher Rezepte – von Rezepten mit ethnischem Einschlag bis hin zu Klassikern findet sich für jeden etwas. Angereichert mit vielen Anekdoten und Bildern rund um den Chelsea Market könnte das Kochbuch schon fasst als Reiseführer durchgehen. Meine 3 Lieblingsrezepte aus diesem Buch sind: Char Siu Pork Belly Buns (Gedämpfte asiatische Teigtaschen mit Schweinebauch), Guinness Steak & Mushroom Pie und Pecan Sticky Buns (klebriger Pekannuss-Kuchen).

The Complete Nose to Tail

Fergus Henderson gilt als der Begründer der „Nose to Tail“-Bewegung.  Das bedeutet, dass man alles was von einem Tier, ja wirklich alles – also von „Nase bis zum Schwanz“ benützt. Für viele erscheint der Gedanke etwas abartig oder ekelhaft, aber für die meisten unserer Großeltern und Eltern war/ist es ganz normal auch die Innereien und die ganzen anderen tollen Draufgaben unserer Schlachttiere zu essen. Doch gerade in Zeiten wo wir unser Fleisch nur mehr als zerlegtes vakuumverpacktes Paket kennen, ohne jede Verbindung zum Tier oder dem Teil vom Tier wo es überhaupt herkommt, hat sich die „Nose to Tail“-Bewegung zum Ziel gemacht, das Tier als Ganzes zu gebrauchen. Also, zurück zu den Wurzeln. Und da will ich mitmachen. Dieser Gedanke fasziniert mich schon seit längerem, da es wie ich finde dem geschlachteten Tier den nötigen Respekt entgegenbringt und nichts zum Abfall kommt. Und außerdem sind die ganzen ungeliebten Teile einfach verdammt lecker.

Das Buch ist eigentlich die Sammlung der „Nose to Tail“-Reihe von Henderson. Obwohl auf dem Cover ein Schwein abgebildet ist, finden sich durchaus auch vegetarische Gericht, Rezepte mit Fisch und Meeresfrüchten, Rezepte mit Schnecken oder Eichhörnchen (!), aber auch Desserts. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf der Zubereitung von den „anderen Teilen“ von Schwein, Rind, Kalb, Lamm, Eichhörnchen und Co.

Meine Lieblingsrezepte aus diesem Buch sind: Roast Bone Marrow and Parsley Salad (Geröstetes Knochenmark mit Petersilsalad), Game Pie (Pie aus Wildfleisch) und Tripe and Onions (Kutteln mit Zwiebel).

Whole Beast Butchery

Passend zum Buch zuvor geht es in Whole Beast Butchery um die fachgerechte Fleischaufteilung von Rind/Kalb, Schwein und Lamm. Ryan Farr dokumentiert in dem toll illustrierten Buch jeden Schritt zum perfekt zerlegten ganzen Schlachtvieh. Zusätzlich gibt es noch tolle Rezepte für Marinaden, Pökelmischungen, Würste und Suppen. Tja, mehr gibts eigentlich nicht zu sagen. Die wichtigste Aussage des Buches ist jedoch, dass niemand Angst vor einem ganzen/halben/viertel Schlachtvieh haben muss. Mit einer Portion Mut, Neugier, der tollen Beschreibung und dem richtigen Werkzeug sollte es für jedermann machbar sein. Also, los traut euch.

Eleven Madison Park: The Cookbook

Nun kommen wir von der Fleischerei wieder zurück in die gehobene Küche. Eleven Madison Park ist eines der Top Restaurants New Yorks und erreichte im Jahr 2014 bei den World’s 50 Best Restaurants den Platz Nr. 4. Ich hatte während meines Auslandsaufenthalts in New York das Vergnügen dort essen zu gehen. Den Abend zu beschreiben fällt mir sehr schwer weil es einfach so genial war.

Das Buch ist ein echter Schmöker und umfasst tolle Rezepte, fantastische Fotografien und für den besseren Einblick in eine Restaurantküche Pläne und Zeitpläne mit Einblicken hinter die Kulissen. Von Leuten die noch nie in der Küche gearbeitet haben, werde ich oft gefragt wie es funktionieren kann, dass alles zeitgleich und perfekt fertig wird. Im Eleven Madison Park Kochbuch wird sich dieser Frage angenommen und ein Einblick hinter die Kulissen eines Top Restaurants gewährt. Neben all den ausgefallenen Rezepten wird aber am Ende des Buches den Basics rd. 70 Seiten gewidmet. Von Dressings, über Jus, Butter, Salze, Sorbets, Gelées, Pickles, Purées, Räuchern, Crumbles usw.

Wenn ich mich für ein Buch aus allen empfohlenen Kochbüchern entscheiden müsste, dann wäre es wohl dieses. Absolute Kaufempfehlung für Hobby- und Profiköche!

Noma: Time and Place in the Nordic Cuisine

Von der Nr. 4 der Welt zur aktuellen Nr. 1. Das Noma in Kopenhagen zählt seit vielen Jahren zu den Top Adressen für gehobene Kochkunst. Das Kochbuch zählt mitunter zu den interessantesten und untypischsten Kochbüchern die ich so kenne. Die Aufmachung und das Design orientieren sich nicht am „klassischen Kochbuch“ sondern am Design und der Philosophie des Lokals.

Das Kochbuch besteht zu einem Großteil aus großflächigen Aufnahmen von Gerichten und Zutaten. Die Rezepte dazu findet man erst viele viele Seiten später. Rene Rédzepi hat sich mit seinem Restaurantkonzept verwirklicht und die Weltküche mit seinem Stil stark geprägt. Rezepte wie: Birkenholz Dessert oder Milcheis-Gerste-Pochiertes Ei-Lakritze zeigen gut den Stil der das Noma und die nordische Küche stark beeinflusst hat.

Wer auf schnelle Gerichte für Mittag-/Abendessen aus ist, sollte dieses Buch liegen lassen. Wer seine Kenntnisse in der Küche, seine Inspiration und seine Verspieltheit wieder etwas aufleben lassen will – für den ist das Kochbuch wohl eine geeignete Wahl.

Jamies Wohlfühlküche

Jetzt kommen wir von der gehobenen Küche wieder mehr in die bodenständige Richtung. Jamie Oliver ist bekannt für seine lockere verspielte Art und genau das zeigt sich in seinem Kochstil und den Rezepten. Mit Jamies Wohlfühlküche ist ihm wieder ein tolles Buch gelungen. Teils auch anspruchsvolle Rezepte die ein einziges Ziel verfolgen: Wohlfühlen. Für alle Fans von Jamie Oliver eine Kaufempfehlung. Die Rezepte tragen seinen speziellen Stil und sind nicht, wie bei seinen vorangegangenen Büchern 15min-Rezepte, sondern haben den Fokus das Gericht, auch mit etwas Mehraufwand, in den Mittelpunkt zu stellen und Kochen als Fixstern des Wohlfühlens zu etablieren. Spannendes Buch – Tolle Rezept, wie bspw. die „Über-Nacht-gebratene Schweineschulter“, „warmes Räucherlachs-Club-Sandwich“ und der „Insanity Burger“.

Leon: Baking & Puddings

Für alle London Fans bietet sich ja der Besuch in einem der LEON-Restaurants ja fast an. Tolles und vor allem gesundes Essen an günstig gelegenen Orten – was will man mehr. LEON bietet jedoch nicht nur Verpflegung sondern hat mittlerweile schon 4 Kochbücher veröffenlicht. Jedes der Bücher beschäftigt sich mit einem anderen Thema – von Natürlichem Fastfood über eine Übersicht von Zutaten hin bis zum Backen. Und genau diese Buch möchte ich euch gerne vorstellen. Im englischen O-Ton heißt das Buch „LEON: Baking & Puddings“. Die Rezepte und Erklärungen sind sehr gut erläutert und man kann ohne viel Aufwand und Komplikationen gute Desserts zaubern. Für alle Einsteiger und Hobbyköche, die sich noch etwas fortbilden wollen eine gute Wahl. Für alle Fans von außergewöhnlichem Design und Illustration auch.

Ich habe mir diese Buch eigentlich wegen eines Rezeptes zugelegt. Da ich ein absoluter Fan von Desserts mit Zitronen bin konnte ich nicht umhin mir das Buch zu leisten, in dem eines der besten Rezepte für Lemonbars drinnen ist. Lemonbars sind ein Dessert mit Mürbteigboden und einer klebrigen süß-sauren Schicht aus Zitronensaft und Ei. Einfach himmlisch. Dieses Rezept kommt sicher noch hier auf den Blog. Aber trotzdem kann ich euch dieses Buch empfehlen. Es behandelt die Basics vom Brotbacken, von Desserts, Eis, Tartes, Frühstücksgebäck, Granola uvm. Einfach ein tolles Allround-Gutes-Gefühle-Und-Tolles-Essen-Kochbuch.

Die hohe Schule der Patisserie

Da wir ja gerade beim Thema Backen sind darf ich euch dieses Schmuckstück natürlich nicht vorenthalten. Die hohe Schule der Patisserie versteht sich als Lehrbuch und Sammelwerk aller Arten von Teigen, Gebäcken, Kuchen, Cremes, Torten, Dekoration und noch viel mehr. Im Vergleich zu den anderen Büchern ist es sehr geradlinig – trotz seines knall-pinken Einbandes. Es gibt viele gute erklärende Fotos, Rezepte und Tabellen. Was man aber vergeblich sucht sind Geschichten und Hintergrundinfos zur Entstehung der Rezepte. Freunde der Unterhaltung-Kochbuch-Literatur sind hier eindeutig fehl am Platz. Wer sich aber ernsthaft mit Backen und Patisserie beschäftigen will, oder ein tolles Nachschlagewerk für jegliche süsse Rezepte sucht, der ist hier richtig. Ich möchte meinen Patisseriebegleiter nicht mehr missen. Die Patisserie ist eine Wissenschaft für sich und da spielt Präzision und Konsistenz einfach eine wichtige Rolle. Obwohl die Geradlinigkeit normalerweise auch nicht so mein Ding ist, kann ich eine wärmste Empfehlung für dieses Buch abgeben. Das was an Emotion im Buch fehlt, wird durch den Inhalt von knapp 800 Seiten und tollen gelingsicheren, herausfordernden und fantastischen Rezepten ganz klar wettgemacht.

 

Jedes dieser Kochbücher ist eine absolute Empfehlung und ich kann euch nur raten sich jedes einzelne anzuschauen und sich das eine oder andere auch zu besorgen. Die Bücher findet ihr direkt in den Links in den Überschriften.

Schreibt mir doch in den Kommentaren welches Kochbuch zu euren Favorites gehört oder welche Rezepte ihr daraus schon probiert habt. Auch über Kochbuch-Empfehlungen würde ich mich freuen. Brauch ja immer neuen Lesestoff. Sonst hätte ich ja vorm Schlafengehen keinen Kochbuch-Roman zum Lesen. So, frohes schmökern!